Es gibt zwei verschiedene Arten, eine Hand zu benutzen, und diese werden auch durch zwei verschiedene Vorgänge erlernt. Gewöhnliche Handbewegungen erfolgen spontan und werden bei jedem normalen Tier beim Heranwachsen verfeinert, gleichgültig ob Affe oder Mensch. Die feinen, dem Menschen eigenen, gezielt ausgeführten Bewegungsarten müssen jedem menschlichen Wesen jedoch auf bestimmte Art und Weise und zu einer bestimmten Zeit vermittelt werden.

Diese besondere Art zu lernen (vielleicht die wichtigste Eigenschaft des menschlichen Nervensystems) zeigt sich nicht nur bei der Hand des Menschen, sondern betrifft alle Funktionen. Die aufrechte Haltung, sein Gang, seine Sprache – all dies ist erlernt und bedurfte einiger Jahre Lehrzeit und danach vieler weiterer Jahre bis zur Perfektion.

Die Fähigkeit, Laute zu äußern (was auch Tiere tun) wird mit dem Heranwachsen besser, sowohl beim Menschen als auch bei anderen Säugetieren, aber jemand, der außerhalb der menschlichen Gesellschaft heranwächst, wird vermutlich niemals das gleiche können wie ein durchschnittlich entwickelter Mensch. Der Instinkt des Tieres ist phylogenetisches Lernen bzw. das Lernen seiner Spezies; das Lernen des Menschen ist ontogenetisch, d.h. durch persönliche Erfahrung bestimmt. Kurzum, Lernen bedeutet für das menschliche Nervensystem, was Instinkt für das Tier bedeutet.

Hunde lernen z.B. spontan alle “Hundesprachen”. Ein chinesischer Hund kann sowohl mit einem amerikanischen als auch mit einem persischen Hund kommunizieren. Aber das Nervensystem des Menschen, das durch persönliche, individuelle Erfahrung auf eine Sprache programmiert, (sozusagen in Form einer elektrischen Leitung) auf eine Sprache ausgerichtet wurde, kann nur eine Sprache sprechen. Die restlichen 2000 oder mehr Sprachen bleiben für immer fremd, es sei denn, der einzelne bemüht sich darum, sie zu lernen.

Der Instinkt hat gewisse Schattenseiten, wie auch menschliches Lernen. Der Instinkt ist nutzlos in plötzlich sich verändernden oder völlig neuartigen Situationen. Der Wert des Lernens besteht in der Wahl und der Qualität dessen, was gelernt wird. Das Nervensystem des Menschen jedoch, in das die Verhaltensmuster während des Lernprozesses sozusagen eingraviert werden und die nicht vererbt sind (wie z.B. die Instinkte), hat einen großen Vorteil: Umlernen oder Umerziehung ist relativ einfach.