Am besten gibt Bewegung Aufschluß über die Aktivität des menschlichen Nervensystems. Zittern, Lähmungen, Ataxien, Sprachbehinderung und mangelhafte Muskelkontrolle weisen im allgemeinen auf Verletzung oder Funktionsstörungen des Hirnstamms oder anderer Teile des Nervensystems hin. Bewegung oder fehlende Bewegung zeigt den Zustand des Nervensystems an, seine ererbte Ausstattung und das Ausmaß seiner Entwicklung. Eine Bewegung findet dann statt, wenn das Nervensystem Impulse aussendet, die die entsprechenden Muskeln im richtigen Bewegungsmuster und in der richtigen zeitlichen Reihenfolge kontrahieren.

Kurz nach der Geburt verfügen wir nur über wenige willentliche Bewegungen außer dem Schreien und der Kontraktion der Beugemuskeln in einem undifferenzierten Kraftaufwand. Später lernen wir durch Erfahrung zu rollen, zu krabbeln, aufrecht zu sitzen, zu laufen, zu sprechen, zu rennen, zu springen, Balance zu halten, uns zu drehen oder was auch immer wir als Erwachsene zustande bringen.

Unser Bewußtsein paßt sich langsam seiner Umgebung an. Über Haut und Mund kommt es zu den ersten Kontakten mit der Außenwelt. Später lernen wir, unsere Körperteile unabhängig voneinander zu benutzen und sie mit Hilfe der Augen zu regulieren. Die größte Schwierigkeit dabei ist, die Bewegungen zu differenzieren. So wird der vierte Finger z.B. ungeschickt bleiben, wenn wir nicht lernen, ein Musikinstrument zu spielen oder besondere Anstrengungen unternehmen, um ihn bewußt zu trainieren. Im allgemeinen gelingt es uns aber, die Alles-oder-Nichts-Reaktion einer primitiven Muskelkontraktion zu einer mehr oder weniger vollkommenen willentlichen Bewegungsabfolge zu entwickeln.

Gewöhnlich erreichen wir dies während der Zeit unseres Lernens auf natürliche Weise, d.h. ohne uns des dazu notwendigen Prozesses oder des Ausmaßes oder Grades an Vollkommenheit bewußt zu sein. Die meisten von uns gelangen zu einer unbekümmerten Mittelmäßigkeit, gerade genug, um uns zu einem(r) von vielen zu machen.